Silhuette von Svarez
Hals
Carl Gottlieb Svarez
Carl Gottlieb Svarez (Statue)
Reichsgerichtsgebäude, Leipzig
Foto: Andreas Praefcke
cc-by-sa
Svarez
Carl Gottlieb Svarez wurde am 27. Februar 1746 in Schweidnitz als Sohn des dortigen Ratsherrn und Advokaten Gottfried Svarez geboren. Die Familie stammte aus Pommern und hieß eigentlich Schwartz, latinisierte den Namen aber in Svarez oder in den spanisch erscheinenden Namen Suarez, wobei allerdings nach damaliger Schreibweise der Vokal „U“ auch als Konsonant „V“ zu lesen war, der Name also „Swárez“ auszusprechen ist.
Nach einem rechtswissenschaftlichen Studium in Frankfurt an der Oder trat Svarez 1765 als Ausculator in die Oberamtsregierung Breslau ein, wurde 1766 zum Referendarius ernannt und erhielt bereits 1768 den Auftrag, die Justizverfassung von Schweidnitz zu reformieren. Er gewann das Vertrauen des schlesischen Justizministers Carmer, der zutreffend glaubte, in ihm die richtige Hand und den richtigen Kopf für die seit langem geplante Justizreform gefunden zu haben. Carmer führte mit Svarez das landschaftliche Kreditsystem ein, reformierte das Schulwesen in Schlesien und entwarf eine neue Prozessordnung für Preußen.
Nachdem Großkanzler Fürst infolge des berühmten Prozesses gegen den Müller Arnold durch Friedrich den Großen abgesetzt worden war, wurde Carmer neuer Großkanzler und zog mit seinem Mitarbeiter Svarez 1780 nach Berlin. Hier entstand die bedeutendste Naturrechtskodifikation der Geschichte, das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten (ALR), dessen wahrer Schöpfer Svarez ist. Er schuf damit nicht nur ein erstes vollständiges Gesetzbuch in deutscher Sprache und fasste darin das gesamte geltende Recht zusammen, sondern führte auch das von Immanuel Kant und anderen Philosophen der Aufklärung entwickelte Naturrecht in das positive Recht ein. Damit waren die Unabhängigkeit der Justiz, der moderne Staatsbegriff, staatsbürgerliche Rechte und die natürlichen Rechte der Menschen kodifiziert, lange bevor sie sich in der Rechtspraxis durchsetzen konnten. Die Kodifikation wurde so eine unschätzbare Hilfe für die moderne Rechts- und Gesellschaftsentwicklung und ist bis heute nicht zu entbehren.
Svarez starb als Geheimer Obertribunalsrat, Geheimer Oberjustizrat, Mitglied der Gesetzkommission und vortragender Pfälzer Kolonierat am 14. Mai 1798 in Berlin und wurde auf dem Luisenstädtischen Friedhof bestattet, an dessen Ort sich heute der Luisenstädtische Kirchpark befindet, wo seit 2002 auf Initiative des Bürgervereins Luisenstadt e.V. und der Ev. Kirchengemeinde St. Petri-Luisenstadt (Pfarrer i. R Gerhard Boß) eine Stele an die zerstörte Luisenstadt-Kirche, den ehem. Kirchhof und mittels eines schönen Bildnisreliefs an den dort begrabenen Svarez erinnert.